Wie ich mich als Autorin definiere

Ich schreibe seit mehr als 20 Jahren und veröffentliche meine Bücher seit 8 Jahren. Inzwischen ist eine ordentliche Sammlung entstanden, die sowohl in deutsch als auch englisch erhältlich ist. In der Regel schaffe ich inzwischen ein bis zwei Bücher im Jahr. Ich sage „inzwischen“, weil es früher wesentlich länger dauerte, ein Manuskript zu Ende zu bringen. An Vaterland, wo bist Du? habe ich 15 Jahre gearbeitet und mehr als 30 mal das Buch überarbeit. Nun ist es mit dem Schreiben ähnlich wie in anderen Berufen. Man lernt mit der Zeit dazu, wird besser und kann zügiger, effektiver arbeiten. Heute schreibe ich sauberer, allerdings nicht unbedingt schneller.

Historische Recherche braucht Zeit

Frau sitzt an Laptop
Solingenmagazin.de Foto: © Martina Hörle

Was bei historischen Romanen immer viel Zeit in Anspruch nimmt, ist die Recherche der jeweiligen historischen Welt. Oft sind es Kleinigkeiten, die Zeit kosten. Was konnte man 1948 in Berlin auf dem Schwarzmarkt für eine Zigarette kaufen? Wie war das Wetter? Wie lebten die Menschen? Welche Kleidung besaßen sie, was kochten sie, wie sahen die Zimmer aus? Was dachten und fühlten sie? Wer überzeugende Romane schreiben will, muss diese Fragen und noch viele mehr beantworten können.

Schreiben mit künstlicher Intelligenz 

AI computer in front of black board
Image via www.vpnsrus.com

Durch Programme wie ChatGPT, Claude und viele andere hat die künstliche Intelligenz auch in unserer Autorenwelt Einzug gehalten. Da es so viele Gerüchte gibt und die Informationen und Meinungen nur so fliegen, hatte ich mich in einer AI Facebook Gruppe (USA) angemeldet, um zu sehen, worüber dort gesprochen wird. Ich muss sagen, ich bin schockiert, wie selbstverständlich dort mit Hilfe der KI Romane verfasst werden. Die Teilnehmer erwähnen, wie schwer sie sich seit Jahren tun und warum sie eigentlich nicht schreiben, weil sie zu wenig Zeit haben, unterschiedliche Handikaps haben, usw.

KI-Programme schreiben Romane

book shelvesJetzt ist das alles anders. Innerhalb von ein bis drei Wochen, manchmal in einem Wochenende entstehen neue Romane. Der Schreiberling (tut mir leid, das ist kein Autor) besteht immer darauf, dass das KI Programm nicht perfekt ist und er vieles verbessern muss. Es bleibt aber die Tatsache, dass innerhalb weniger Tage oder Wochen ganze Bücher entstehen, die dann bei Amazon landen. Ein neues KI Programm will sogar einen kompletten Roman schreiben, wenn man ihm einen beschreibenden Satz gibt.

Offene Fragen

  • Wie wir alle wissen, muss ein Herausgeber mitteilen, wenn ein KI Programm im Spiel ist. Doch wird er das tun?
  • Da KI aus einer Datenbank, in die tausende Bücher gespeist wurden, seine Werke produziert, bekommen die Urheber dieser Werke einen Anteil? Wohl kaum.
  • Da diese KI kreierten Werke nicht vom Herausgeber stammen, kann er kein Copyright beanspruchen. Was ist, wenn er es trotzdem tut?
  • Was passiert mit den tausenden oder hunderttausenden neuen Werken, die den Markt überschwemmen?
  • Wie stehen die Leser zu diesen Werken, die nicht auf der Kreativität eines Menschen beruhen, sondern auf einem Computerprogramm? Wollen sie solche Bücher lesen?
  • Das gleiche gilt natürlich auch für die visuellen Designer, die inzwischen mehr und mehr durch Midjourney ersetzt werden. Wie werden sie sich mit diesem Thema arrangieren? Oder werden unsere Buchcover ebenfalls von einem KI-Programm entworfen, damit wir auch nur ja die 150 Euro für ein Cover-Design sparen können?

Das sind nur einige Aspekte, die uns als professionelle Autoren betreffen. Ich für meinen Teil werde meine Romane weiterhin mit der Hand, Wort für Wort, in den Laptop tippen – genau wie diesen Artikel. Ob ich mit dieser Einstellung irgendwann noch von meiner Arbeit leben kann, weiß ich nicht. Es widerstrebt mir aber, mich dann noch Autorin zu nennen, wenn ich für 300 Seiten drei Tage brauche.